39:0. Keine Gegenpunkte. Gegen die RGH. Das muss man erstmal sacken lassen. Aber mit einer hochkonzentrierten Defensive und stark verbesserter Spielstruktur gelang ein Bonuspunktsieg im ersten Heimspiel, der – zumindest in dieser Höhe – nicht erwartet worden war.
Ein Start mit tollem Pressing ebnete den Weg, von Beginn an ließen die Löwen die RGH kaum zur Entfaltung kommen. Debütant Rhys Williams hätte seinen ersten Auftritt nach fünf Minuten beinahe mit einem Versuch begonnen, nach tollem Step wurde der flinke walisische Verbinder nur knapp noch eingefangen. Doch nach einer Gasse und zwei Pick-and-Go-Phasen war es der unwiderstehliche Jaco Otto, der zum frühen Versuch ablegte. Sieben Minuten später war der Traumauftakt für den Blondschopf dann aber perfekt, denn nach einem Bilderbuchkonter über Jaco Otto, Max Stelling und Christopher Korn sprintete Williams außen zum Versuch.
Die nächsten 20 Minuten wog das Spiel zwar hin und her, in Gefahr kamen die Handschuhsheimer aber nicht, denn mit klugen Verlagerungen und einer eisenharten Verteidigung war der Ball zu mehr als 80 Prozent in der RGH-Hälfte. Weitere Punkte wurden von (wir erinnern uns ans HRK-Spiel) zu vielen Vorwürfen zunichte gemacht, allerdings spielte der TSV auch trotz des nassen Feldes mutig mit vollem Risiko und schön anzusehenden Ballstaffetten. Die Verbesserung war klar zu erkennen und die Mannschaft hatte die richtigen Schlüsse gezogen.
Noch besser endete die erste Hälfte, denn mit gnadenloser Effizienz bissen die Löwen zu, als sich die Chance nach gelber Karte für RGH-Lock Hug bot: Paul Schüle powerte sich über die Linie, Williams erhöhte problemlos zum 19:0-Halbzeitstand.
Auch aus der Pause kamen die Löwen richtig stark: Das mittig gelegene RGH-Gedränge wurde zum Strafkick dominiert, den Williams gekonnt bis kurz vor die Linie legte. Im anschließenden Paket ließ es sich Kapitän Rob May nicht nehmen, den vierten Versuch und damit den Bonuspunkt früh unter Dach und Fach zu bringen.
Die eingewechselten Gregor Hartmann und Tyrell Williams fügten sich nahtlos ins TSV-Spiel ein, das von Rhys Williams derart abgeklärt gelenkt wurde, dass sich viele der 400 Fans sicher fragten, ob der Waliser wirklich erst seit kurzem in Deutschland weilt. Die anstürmende RGH wurde in der Defensive derweil unglaublich gut in Schach gehalten, daran änderte auch Justins Rencs Zeitstrafe nichts. Der Flanker hatte in den sauren Apfel beißen und den sonst frei durchlaufenden RGH-Gedrängehalb Christopher Ueberle aus dem Abseits halten müssen.
Im Gegenzug brach nach einer gespielten Stunde Jaco Otto den RGH-Widerstand, als er nach Felix Martels Ballgewinn über Konter in der anschließenden Phase am schnellsten schaltete und erneut zum Versuch durchbrach. Von da an brannten die furiosen Löwen ein wahres Feuerwerk ab. Angriffe über kurze und lange Seite, Konter, gepaart mit raumgreifenden Kicks, da war alles dabei und man hat wohl lange nicht ein solch kraftvolles Angriffsrugby beim TSV gesehen. Spielertrainer Stelling legte nach Traumsolo, in dem er über 70 Meter die Gegner wie Slalomstangen stehen ließ, zum 34:0 ab und ließ den Handschuhsheimer Anhang jubeln.
Bezeichnend fiel auch der letzte Versuch bei einem Konter, diesmal löste Rob May aus, Otto sagte “Dankeschön und auf Wiedersehen” und stellte auf 39:0. Die RGH versuchte alles, musste aber schlicht einsehen, dass diesmal absolut kein Durchkommen gegen dieses Handschuhsheimer Abwehrbollwerk war. Die eingewechselten Löwen bissen sich in jeden RGH-Angreifer und durften sich – wie die gesamte Mannschaft – von frenetischen Fans zurecht feiern lassen.
Eine solche Leistung, besonders defensiv, hat man lange nicht gesehen. Wahnsinn und Glückwunsch! Die Richtung stimmt, wenngleich nach wie vor klares Verbesserungspotenzial bei Vorwürfen und einigen Kicks zu sehen war. Doch aus einer solchen Verteidigung immer anzugreifen, zeugte auch schlicht vom Handschuhsheimer Selbstbewusstsein, dem die RGH heute einfach zu wenig entgegen zu setzen hatte.
So spielten die Löwen: De Giacomoni – Heising, Stelling, Korn, Philipp Frauenfeld – Rhys Williams, Schäfer – Otto (65. Veil), Renc, Tim Frauenfeld (21. Hartmann) – May, Rosenthal (45. Tyrell Williams) – Schüle (70. Nunheim), Martel, Bender (70. Römming).
Schiedsrichter: O’Connell.
Zuschauer: 400.
Punkte: 7:0 (10.) Versuch Otto + Erhöhung R. Williams; 12:0 (12.) V R. Williams; 19:0 (40.) V Schüle + E R. Williams; 24:0 (42.) V May; 29:0 (60.) V Otto; 34:0 (63.) V Stelling; 39:0 (64.) V Otto.
Zeitstrafen: Renc (48.) / Hug (39.).