Heidelberg. (momo) Mit einem krachenden 58:10 hat der TSV Handschuhsheim ein Ausrufezeichen gesetzt und die RG Heidelberg auch in dieser Höhe verdient besiegt. Vor allem nach der Pause überrannten die Löwen die Orange Hearts förmlich und zeigten eine der besten Saisonleistungen.
Beide Seiten zeigten klaren Willen für attraktives Angriffsrugby. Nach ein paar abtastenden Kicks war der TSV nach neun Minuten über Vorarbeit von Emil Schäfer und Niklas Bechtel mit Joshua Gando außen erfolgreich. Weil die Löwen auf Innen mit Christopher Korn und Bennet Veil dicht machten, versuchte es die RGH häufig mit hohen Kicks, Fabian Heimpel zeigte seine Klasse mit dem Fuß. Einen Strafkick verwandelte Heimpel sicher, danach drehte die RGH das Spiel auf den Kopf: Marius de Giacomoni verlor den Ball beim Konterangriff allzu schnell an RGH-Hakler Levan Lomauri, der bis ins TSV-Malfeld rennen konnte.
Ein Schock, der aber nicht lange anhielt. Denn der zwischenzeitliche 5:10-Rückstand wirkte als Katalysator für die weitere Stunde Spielzeit. Der TSV antwortete schon in der nächsten Angriffsphase. Unwiderstehlich wie so häufig: Jaco Otto. Der Flanker wuchtete sich zweimal ins Malfeld und holte den Löwen die Führung zurück. Bechtel zog flink die Fäden und setzte Bennet Veil gekonnt in Szene. Der lief unberührt unter die Stangen und brachte den Löwenanhang zum Jubeln. Die Halbzeit setzte dem Handschuhsheimer Sturmlauf ein vorübergehendes Ende.
Das tat sie allerdings nur zehn Minuten. Der TSV kam aus der Kabine, als ginge es um den Webb-Ellis-Cup.
“Was haben die in der Halbzeit zu trinken bekommen?”,
munkelte es von den Rängen der Alten Herren. Die Veteranen zum Staunen zu bekommen, ist nicht leicht. Den Löwen gelang das diesmal mehrfach. Mit jeder Szene schien das Selbstvertrauen zu wachsen, fast jede 50/50-Aktion kippte zugunsten der rasanten Handschuhsheimer. Philipp Nunheim zeigte dem Trainerteam mit einer fehl- und tadellosen Leistung einige Argumente für mehr Spielzeit und belohnte sich mit dem frühen Versuch nach der Pause (42.). Aber es ging weiter Schlag auf Schlag.
Bechtel zockte sich selbst durch die Reihen, legte zum Versuch ab und erhöhte gleich selbst. Auch zwei Strafkicks setzte der junge Zehner souverän zu den Stangen, als der offensive Bonuspunkt bereits unter Dach und Fach war. Zudem steppte sich de Giacomoni elegant durch die RGH-Abwehr und legte mittig ab.
Die RGH versuchte noch einiges, hatte aber an diesem Tag gegen das Abwehr-Bollwerk der Löwen aus dem Spiel keine Chance. Die Versuche, mit Kicks Lücken zu finden, kamen postwendend von Benni Müssig mit einer Präzisionsleistung auf Schluss zurück. So schraubte der TSV das Ergebnis auf 58:10 und konnten sich verdient feiern lassen. Aus einem durchweg tollen Kollektiv ragte heute Niklas Bechtel heraus. Er machte das Spiel extrem schnell und führte die Hintermannschaft zu einer Dominanz gegenüber der als sprint- wie spielstark bekannten RGH. Alle Achtung.
“In der Halbzeit gab es die klare Anweisung, die Angriffe direkter nach vorne zu tragen. Mehr Ball, weniger Gekicke. Unsere Vorträge waren ja gut, wir mussten es nur konsequenter umsetzen”,
antwortet Bechtel recht simpel auf die Frage nach Erklärungen für das Feuerwerk in der zweiten Halbzeit.
Diese Leistung gilt es nun, zu konservieren. Am 6. Mai wartet mit dem SC Frankfurt die Meisterprüfung in Hessen.
So spielten die Löwen:
TSV Handschuhsheim – RG Heidelberg 58:10 (24:10), TSV: Müssig – Gando, Veil (62. Heising), Korn, De Giacomoni – Bechtel, Schäfer (75. Dörzbacher) – Otto, Bauer, T. Frauenfeld – Williams, May (41. Kamkwindo) – Nunheim (65. Schüle), Chandler (75. Metwaly), Martel; RGH: Eichholz – Biniak, B. Bayram, Müller, Hacker – Heimpel, Meffert – Asafo, Moser, Dumitrache (50. Portillo) – Hug, Behlke – Ackermann, Lomauri, Botero (41. Axin).
Schiedsrichter: Warman; Zuschauer: 300; Punkte: 5:0 (9.) Versuch Gando; 5:3 (21.) Straftritt Heimpel; 5:10 (23.) V Lomauri + Erhöhung Heimpel; 10:10 (26.) V Otto; 17:10 (30.) V Otto + E Bechtel; 24:10 (35.) V Veil + E Bechtel; 31:10 (42.) V Nunheim + E Bechtel; 34:10 (45.) S Bechtel; 41:10 (50.) V + E Bechtel; 48:10 (59.) V De Giacomoni + E Bechtel; 51:10 (72.) S Bechtel; 58:10 (80.) V + E Bechtel.