Heidelberg. (momo) Mit einem 36:10 hätten nur die kühnsten Optimisten gerechnet. Aber der Derbysieg war nicht nur auch in dieser Höhe verdient, noch beeindruckender war die Art und Weise, wie dieser herausgespielt wurde. Nach dem Bonuspunkt-Erfolg gegen den SC Neuenheim sind die Löwen nun erster Verfolger von Frankfurt und wollen aus dieser Position heraus weiter angreifen.
Hart erwartet und hart geführt waren die Kontakt- wie Standard-Situationen. Während die Löwen am Gedränge zunächst Probleme hatten, waren aber Gassen und die Offenen sehr stark. Auch im Spielfluss selbst schienen die Handschuhsheimer den Schritt schneller und einen Tick aggressiver. Das zahlte sich in der 20. Minute durch den ersten Versuch aus. Dieser wurde allerdings von Neuenheims Nikolai Klewinghaus zügig gekontert und die knapp 600 Zuschauer waren sich sicher: Das läuft auf den üblichen Krimi hinaus.
Tat es aber nicht, denn die Handschuhsheimer hatten sich merklich etwas vorgenommen. Angriff um Angriff rollte auf die Neuenheimer zu, und wer gedacht hatte, dass der Kräfteverschleiß oder die fehlende zweite Reihe sich bemerkbar machen würde, sah sich – zur eigenen Freude – getäuscht. Ideal zu Ende gespielt wurde die ersten Halbzeit, als SCN-Prop Paul Weiss mit Gelb zehn Minuten vom Feld musste. Mit dem Pausenpfiff überquerte Marcus Bender die Linie.
Auch im zweiten Durchgang blieb die SCN-Antwort aus, aber nicht, weil sie es nicht versucht hätten. Die Löwen ließen ihnen schlicht keine Chance. Aus dem Kollektiv fiel es schwer, einzelne Spieler herauszuheben. Ob Mondli Nkosi, Jaco Otto, Christopher Korn oder die Routiniers Marcus Bender und Lukas Rosenthal, die in den Jungbrunnen gefallen zu waren schienen, die Löwen überquerten bei ihren kraftvollen Vorträgen zumeist die Vorteilslinie und waren kaum zu halten.
Der hohe Ballbesitz sorgte für verwunderte Blicke, auch beim SCN machte sich zunehmend Ratlosigkeit breit. Hatten die Neuenheimer dann doch das Ei, war bei den krachenden Tackles von Joshua Gando, Marcel Coetzee und Christopher Korn schnell Endstation. Niklas Bechtel führte das durchweg starke Löwenkollektiv fein an und steppte sich durch die SCN-Abwehr zur Vorentscheidung. Zuvor hatte Kian Beyer, der in Angriff wie Verteidigung bissig und löwenstark zu Werke ging, die Linie schonmal überquert.
Die beste Saisonleistung kam zum optimalen Zeitpunkt. Alle 22 Löwen zeigten die Krallen und überrannten den SCN in einer selten gesehenen Energieleistung. Die Jubelstürme waren ebenso verdient wie die Höhe des Ergebnisses von 36:10. Bezeichnend war der letzte Versuch von Topscorer Otto, der, gleichwohl der Sieg schon feststand, auch beim letzten Gassenpaket anfeuerte, um dann die letzten Meter selbst zu machen. Ebenso sinnbildlich Benders kurze Antwort, als das Spiel weit fortgeschritten war, ob körperlich alles ginge:
“Das ist der SCN”.
Damit war alles gesagt. Mit dem Löwenherz in beiden Händen holte der TSV den lang ersehnten Derbysieg und sendet ein Ausrufezeichen an die Liga, das Kapitän Korn wie folgt zusammenfasste:
“Genau so wollten wir spielen. Ich bin froh und stolz, wie wir unser Potenzial heute entfalten konnten.”
So spielten die Löwen:
SC Neuenheim – TSV Handschuhsheim 10:36 (5:14), TSV: Müssig – Korn, Coetzee, Nkosi, Gando – Bechtel, Schäfer – Otto, Renc, T. Frauenfeld – Beyer, Rosenthal – Martel, Chandler, Bender; eingewechselt: Krinn, Williams, Constanty, P. Frauenfeld, Tomu, de Giacomoni, Heising.
Schiedsrichter: Ferreira; Zuschauer: 600; Punkte: 0:7 (17.) Versuch Otto + Erhöhung Nkosi; 5:7 (20.) V N. Klewinghaus; 5:14 (36.) V Bender + E Nkosi; 5:17 (43.) Straftritt Nkosi; 5:24 (53.) V Beyer + E Nkosi; 5:31 (58.) V Bechtel + E Nkosi; 10:31 (75.) V A. Klewinghaus; 10:36 (80.) V Otto; Zeitstrafe: Weiss (36.).
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