Derbysieger! Im (zumindest prestige-technisch) wichtigsten Spiel der Saison gelang ein Herzschlag-Sieg über den Nachbarn aus Neuenheim. Unter tosendem Jubel der 400 mitgereisten Anhänger pfiff Schiedsrichter Florian Forstmeyer die Partie beim Stande von 28:21 aus Sicht der Löwen ab.
Normal läuft dieses Spiel wohl nie. Diesmal startete der TSV das erste Mal seit langer Zeit als objektiv gesehener Favorit ins Match. Das passte den Löwen anscheinend nicht so ganz, zwei leichtsinnige Fehler gleich zu Beginn brachten den SCN vollkommen unnötig mit sechs Punkten nach vorn. Dann aber waren auch die Handschuhsheimer im Spiel angekommen und zeigte sich druckvoll in ihren Attacken. Eine davon konnte der SCN nicht regelkonform stoppen, was folgte, war für den SCN ebenso wenig überraschend wie aufhaltbar: Gassenkick, Einwurf, Schub, Versuch für die Löwen. Felix Martel schob sich samt Rugbyei über die Linie.
Es folgte ein Schlagabtausch mit komplett offenem Visier, der neutrale Rugbyfan hätte sich kaum ein besseres Spiel wünschen können. Benny Oluoch holte mit einem Strafkick die Führung für den TSV, welche Nikolai Klewinghaus fünf Minuten später wieder für den Sportclub sicherte. In diesem Hin und Her zeigte der TSV die stärkere Spielanlage und dominierte die Standards zwar, doch der SCN bewies dafür die bessere Effizienz und starkes Kickspiel. Kurz vor dem Pausenpfiff wechselte die Führung nach Oluochs Kick erneut zu den Löwen, der Zwischenstand von 9:11 war leistungsgerecht.
Erneut Oluoch sorgte in der zweiten Halbzeit per Kick für die erste Fünfpunkt-Führung der Löwen, was im Publikum mit erleichterten Mienen zur Kenntnis genommen wurde, Tenor: Nach und nach werden wir uns schon absetzen. Aber da hatte der SCN etwas dagegen. Und der mit Abstand stärkste Neuenheimer Klewinghaus zeigte bei zwei weiteren Kicks seinen Wert für die Nachbarn, Neuenheim führte nun 15:14. Zudem musste Yassin Ayachi mit Gelb zehn Minuten vom Feld.
Aber in Unterzahl half das Löwenherz. Und natürlich die frischen Kräfte Sacksofsky, Rosenthal, Bender und Danzer. Denn der SCN hielt zwar nach Kräften dagegen, konnte aber nicht gleichwertig wechseln und die hungrigen Löwen von der Bank machten ordentlich Dampf. Nach einigen abgewehrten Angriffen passte Emil Schäfer auf Vincent Spies, den zwei Meter vor dem Malfeld wohl auch fünf Neuenheimer nicht mehr aufgehalten hätten. Derer zwei waren daher “kein Problem” für den kleinen Hulk. Oluoch rutsche bei der Erhöhung aus, dennoch fand sie ihr Ziel und beim Stande von 21:15 sah es gut aus.
Aber wie eingangs bereits erwähnt: Normal zählt bei “Löwen gegen Angler” nicht zum Repertoire. Klewinghaus mit einer Weltklasse-Kick-Performance (100% Treffer) egalisierte für den SCN. Zwei Minuten auf der Uhr. Gregor Hartmann musste ausgeknockt vom Feld geführt werden, für ihn kam Tilman Stein und warf ebenso alles in die nun tobende Schlacht. Unter donnernden “Löwen, Löwen” Rufen bissen genannte sich nach vorne und zerstörten mit Kraft und purem Willen das Gedränge der Neuenheimer. Der folgenden Strafkick segelte – wie sonst – in die Gasse. Aber diesmal verteidigte der SCN hart. Hart, aber eben wieder nicht nach den Regeln und Schiedsrichter Forstmeyer zeigte Vorteil an. Der wieder auf dem Platz stehende Ayachi zeigte Nerven aus Stahl und setzte zum Crosskick an! Der segelte und segelte und…landete genau in den Armen des heranstürmenden Christopher Korn! Versuch an der Außenlinie und Oluoch ballerte den Kick drüber. Die letzten Minuten kosteten die Zuschauer die wohl letzten Nerven, aber die Löwen krallten sich in alles und jeden und rissen die müden Arme nach dem letzten Gedränge schreiend nach oben – Spiel aus, Hinrunde vorbei, vier weitere Punkte für den Angriff auf die Spitzengruppe! Traumtag für den TSV.
Alles in allem fand das Spiel ein gerechtes Ergebnis, allerdings muss man unseren Nachbarn großen Respekt zollen und der Bonuspunkt für deren knappe Niederlage war hochverdient. Trotz teils überlegen geführten Spielanteilen für den TSV waren die Neuenheimer immer in Schlagdistanz und wegen der Cleverness hätte sich auch niemand beschwerten dürfen, wenn das anders ausgegangen wäre. Aber dass die Löwen solche engen Spiele eben nun für sich entscheiden können, spricht Bände über die harte Arbeit, die das Rudel unter der hervorragenden Führung von Gordon Hanlon leistet.
Das Spiel an sich hielt nicht nur, was es versprochen hatte, sonder übertraf an Spannung wohl alle Erwartungen. Mehrfach wechselte die Führung, harte Tacklings an der Grenze des Erlaubten, zwei niemals aufgebende Teams – Rugbyherz, was willst du mehr?
So spielten die Löwen:
1 Martel (60. Bender), 2 Wetzel, 3 Schüle (60. Sacksofsky), 4 Contin (55. Rosenthal), 5 Reinhard, 6 Spies, 7 Hartmann (78. Stein), 8 F. Bayer (55. Danzer), 9 Schäfer, 10 Marin, 11 von Haken (41. Korn), 12 Ayachi, 13 Leimert, 14 Oluoch, 15 Dörzbacher (65. Seelinger).
Versuche: Martel, Spies, Korn
Erhöhungen: Oluoch (2)
Straftritte: Oluoch (3)
Gelbe Karte: Ayachi, Rosenthal