Mit großer Trauer verabschiedet sich der TSV von Dieter Genthner. “Didl” verstarb am Ostermontag nach kurzer, schwerer Krankheit. Er wurde 64 Jahre alt.

Schon mit acht Jahren begann Dieters Herz für den TSV und das Rugby zu schlagen. Diese Verbindung sollte eine für’s Leben sein, er war ein wahres Hendsemer Urgestein. Schon bei den C-Schülern stellte er Führungsqualitäten unter Beweis und war bis zu den Herren Kapitän der TSV-Mannschaften. Dabei kam ihm auch seine Flexibilität zugute, denn er schaffte das Kunststück, mit Ausnahme der ersten Reihe, tatsächlich auf sämtlichen Positionen aufzulaufen. Am wohlsten fühlte sich der Anführer aber auf der gestaltenden Verbinderposition.

Auch in die Jugend- und Juniorennationalmannschaft wurde er berufen. 1974 sorgte er als Teil des genialen “Handschuhsheimer Dreigestirns” zusammen mit Michael Bayer und Hansi Schmitt beim FIRA-Cup in Heidelberg vor heimischem Publikum für Furore und erkämpfte einen starken fünften Platz, den Didl ein Jahr später in Madrid verteidigte. Seine größten Erfolge waren neben der Landesverbandsmeisterschaft mit dem RBW auch die Vizemeisterschaft 1978, wo er der jüngste Spieler im Handschuhsheimer Kader beim Endspiel in Berlin war, sowie die Teilnahme am Pokalfinale eine Woche später in Hannover. Ebenso sprang eine Nominierung für die Herrennationalmannschaft heraus. Erst mit 42 Jahren hängte Didl die Rugbyschuhe für die aktive Karriere an den Nagel. Die Erinnerungen an die Fahrten nach Cambridge, Vichy, Perrigueux, London, Prag, Bordeaux, Aix en Provence blieben stets präsent; jede einzelne hatte ihren besonderen Reiz.

Projekte hatte er freilich auch als nicht mehr Aktiver genug: 1986 wagte er einen Neustart der Jugendarbeit, indem er mit Matthias Bechtel und Reinhold Karl in Kindergarten und Grundschule Werbung und Trainingsstunden machte. Von “seinem” ersten Jahrgang begleitete er viele Spieler durch alle Nachwuchsteams hindurch, bis sie problemlos in die Herrenmannschaft integriert werden konnten. Nach acht Jahren brachte er anschließend – ebenfalls acht Saisons – seine Talente bei der wachsenden Frauenmannschaft ein.

Familie und Rugby, das passte für Dieter schon immer. Hier saß er 2017 zwischen seinen Brüdern Werner (links) und Harry (rechts) anlässlich des Länderspiels Schottland – Neuseeland in einem Pub in Edinburgh. Foto: Karin Genthner

Überhaupt war für Dieter einer der Reize beim Rugbysport eben die Tatsache, “etwas anderes zu machen, Freundschaften zu knüpfen und zu pflegen.” Diese Werte verknüpfte er auf so vielen Ebenen. Schiedsrichter, verschiedene Vorstandsposten, stellvertretender Abteilungsleiter, man konnte an Dieter Genthner unmöglich “vorbeikommen”, wenn man irgendeinen Berührungspunkt zu Handschuhsheim und Rugby hatte. Um‘s Ausgestalten des 50-Jahre-Jubiläumsheftes machte er sich ebenso verdient wie um den Aufbau des Fanshops, das große Ganze hatte er ebenso wie die Kleinigkeiten im Blick.

Klangvoll in Erinnerung bleibt Dieter auch als kraftvoller Sänger, der die Tradition, nach Spielen in Bus oder Klubhaus Rugbylieder zum Besten zu geben, pflegte wie kein Anderer. Wie Matthias Bechtel in der inoffiziellen, fünften Strophe der Handschuhsheimer Hymne spricht:

In Handschuhsheim man spielt auch Rugby, den wohl allerschönsten Sport. Die Hendsemer Löwen geben alles für ihr’n heißgeliebten Ort. Selbst nach Niederlagen frohgemut, haben Freund’ in aller Welt, kämpft die Mannschaft für Sieg und Freude und für Ehre nicht für Geld!

Lieber Didl, deine Familie und Freunde in aller Welt sagen “Lebewohl”, aber singen “Auf Wiedersehen” in dem Wissen, dass es dir gut geht. Wir denken an dich.