“Wieder mit den Jungs hier auf dem Platz zu stehen und dann ein solches Spiel! Das Ganze vor eigenem Publikum…das war schlicht und ergreifend der Wahnsinn!”,
schwärmte Marco Dörzbacher. Und der Rückkehrer hatte absolut Recht. Das war’s. Sowohl die Spielfreude und -züge in teils traumhafter Ausführung, als auch das reine Ergebnis schienen zwischenzeitlich surreal. 139:3 hieß es am Ende für den TSV Handschuhsheim. Die Löwen fuhren gegen heillos überforderte Füchse aus Heusenstamm den mutmaßlich höchsten Sieg der Vereins- und vielleicht auch Bundesligageschichte ein. (Anmerkung: Recherchen laufen, wer sich an ein höheres Ergebnis erinnert oder von Archiveinträgen weiß, bitte melden!)
Innerhalb von 15 Minuten waren faktisch Sieg und offensiver Bonuspunkt schon eingetütet. Jaco Otto, Takudzwa Musingwini, Jacques Dumas und Tobias Bauer hatten zu diesem Zeitpunkt die Mallinie überquert und für die vorentscheidende 26:0-Führung gesorgt. Der Spielstand sollte sich allerdings noch mehr als verfünffachen.
Denn an diesem Tag klappte so gut wie alles. Angegriffen wurde aus allen Lagen. Der junge Niklas Bechtel kurbelte das Spiel unverdrossen an und bekam dafür vom Sturm so viele Bälle, dass die Hände auch bei Minusgraden (die es nicht hatte) niemals kalt geworden wäre. Er hatte, wie die gesamte Hintermannschaft, richtig Grund zur Freude.
Das Ei wurde flink durch die Hände aller fünfzehn auf dem Platz stehenden Löwen verteilt, wobei die selten bis nie standen. Neben dem quirligen Bechtel waren vor allem Dumas und Musingwini bei Konter- wie normalen Angriffen nicht unter Kontrolle zu kriegen. Musingwini gelang das Kunststück, zweimal vom Boden gekickte Bälle perfekt ins Malfeld zu legen und selbst zu erlaufen, Dumas steppte, schuf Lücken für Nebenmänner und raste ebenfalls gleich zweifach ins RKH-Mal.
“Sau starker Auftritt, mehr als 100 Punkte aufs Brett zu bringen ist natürlich nicht alltäglich. Wir sind in unserer Struktur geblieben und konnten viel für die anstehenden Spiele und unsere Lernkurve tun. Ich möchte Heusenstamm für die weitere Saison viel Erfolg wünschen und mich bei unseren Fans bedanken! Es war großartig, zu sehen, wie die Handschuhsheimer sich gegenseitig unterstützen!,”
sprach aus Dumas schon nach kurzer Zeit ein echtes Löwenherz.
Eigentlich könnte man über jeden einzelnen Handschuhsheimer Lobeshymnen anstimmen (Otto legte beispielsweise fünf Versuche), aber gesamt lässt sich schlicht sagen, dass der Auftritt von vorne bis hinten stimmte. Klingt komisch, aber die Mannschaften zogen beide ihr Spiel 80 Minuten durch; und dass Heusenstamm bis zuletzt auf eigene Versuche abzielte, war moralisch aller Ehren wert, wenn auch diesmal nicht von Erfolg gekrönt.
Ein grandioser Auftritt, dessen TSV-Leistung Lust auf mehr macht, wenngleich im Sinne der Spannung solche Ergebnisse im deutschen Rugby nicht zum Normalfall werden sollten. Die Handschuhsheimer arbeiten weiter und bleiben hungrig, denn diesmal waren die Füchse trotz guter Moral kein Gradmesser.
So spielten die Löwen:
TSV Handschuhsheim – RK Heusenstamm 139:3 (55:3), TSV: Genthner (64. de Giacomoni) – Musingwini, Dumas, Stelling (60. Korn), Gando – Bechtel, Schäfer (64. Dörzbacher) – Otto, Frauenfeld, Renc – Bauer (50. May), Kamkwindo (50. Williams) – Nunheim (48. Schüle), Martel (64. Chandler), Bender.
Schiedsrichter: Noster; Zuschauer: 350; Punkte: 5:0 (4.) Versuch Otto; 12:0 (8.) V Musingwini + Erhöhung Dumas; 19:0 (9.) V + E Dumas; 26:0 (15.) V Bauer + E Dumas; 33:0 (22.) V Kamkwindo + E Dumas; 33:3 (31.) Straftritt Schild; 38:3 (33.) V Musingwini; 43:3 (36.) V Gando; 48:3 (38.) V Genthner; 55:3 (40.) V Otto + E Dumas; 62:3 (47.) V Otto + E Dumas; 69:3 (50.) V Stelling + E Dumas; 76:3 (55.) V Otto + E Dumas; 83:3 (61.) V Musingwini + E Dumas; 90:3 (66.) V Otto + E de Giacomoni; 97:3 (69.) V Williams + E de Giacomoni; 104:3 (74.) V Frauenfeld + E de Giacomoni; 111:3 (75.) V Williams + E de Giacomoni; 118:3 (77.) V Dumas + E de Giacomoni; 125:3 (79.) V Bechtel + E de Giacomoni; 132:3 (80.) V + E de Giacomoni; 139:3 (80.+1) V Chandler + E de Giacomoni.