Heidelberg. (momo) Nervenkitzel pur – ganz ohne irgendein Drama ging es wohl nicht. Die Löwen haben den Offenbacher SCR letztendlich deutlich mit 44:13 besiegt. Auf dem Weg zum nächsten Erfolg samt Bonuspunkt gab es allerdings mehr als einen Umweg.
Dass Offenbach eine starke Startfünfzehn hat, war klar. Dass man geduldig sein wollte und im System bleiben, auch. Klar war leider auch die Rote Karte gegen Antipas Kamkwindo, der zwar unabsichtlich, aber eben den Kopf des Gegners beim Tackle-Versuch erwischte. So waren die Spielpläne des TSV nach gerade einmal fünf Minuten eigentlich für die Katz und es stand ein Abnutzungskampf über beinahe die volle Spielzeit bevor.
In dem hatten die Handschuhsheimer Vorteile im offenen Spiel und in der Hintermannschaft, wenn diese mit Schwung kommen konnte. Aber das Gedränge war ein Graus und bescherte den Gästen viele Strafkicks. Zweimal ging der SCR in Führung. Beim ersten Mal konterte Mondli Nkosi per Strafkick im zweiten Versuch. Der erste fehlgeschlagene blieb sein einziger Fehltritt am diesem Tag, der Kickschuh saß danach wie angegossen.
Auch die Offenbacher spielten dann zehn Minuten zu 14. weiter, als der Flanker sich zu einer Tätigkeit hinreißen ließ. Ärgerlich: Genau auf der Seite gab es keinen offiziellen Linienrichter! Die Wahrscheinlichkeit schien hoch, dass sonst auch die Gäste einen Platzverweis bekommen hätten. Den Löwen nutzte Lamentieren natürlich nichts, also ging es mit Wut im Bauch weiter.
Als Felix Martel sich nach vielen Phasen über die Linie wuchtete, hörte man in den Zuschauerrängen, die bei Kaiserwetter gerne etwas voller hätten sein dürfen, ein Aufatmen:
“Puh, hoffentlich haben sie sich jetzt gefangen.”
Dass Marcel Coetzee nach schönem Durchbruch und Nkosi mit einem weiteren Strafkick auf 20:6-Halbzeitstand stellten, schien diese These zu untermauern.
Aber nach der Pause machte sich der Kräfteverschleiß bemerkbar, Kamkwindos Power fehlte merklich. Eine gute Viertelstunde waren die Löwen mehrheitlich mit Verteidigen beschäftigt. Das machten sie allerdings auch in teils doppelter Unterzahl herausragend. Unverständlich, dass der TSV auch nach sechs (!) Strafkicks gegen sich nicht im Gedränge umstellte, Offenbach wollte die Karten und Paul Schüle bekam sie.
Dass danach der eingewechselte Marcus Bender das Gedränge, das wohl aus Gästesicht den Strafversuch hätte bringen sollen, für seine Löwen direkt gewann, ließ das fachkundige Publikum ironisch schmunzeln.
“Die Karte hätte man sich eben sparen können”,
lautete der Tenor.
Als Justin Renc dann nach einer Druckphase des TSV beim Strafkick am schnellsten schaltete und zum dritten Versuch einlief, entschied die Partie. Offenbach ließ nun körperlich auch nach, was die konditionsstärkeren Löwen zu nutzen wussten.
Es dauerte einige Anläufe, bis erneut der gute Bender die Lücke auf Außen sah und Gando zum erlösenden vierten Versuch und dem Bonuspunkt freispielen konnte. Der riesige Aufwand passte aber an diesem Tag zum Spielgeschehen. Zu oft versuchten die Löwen es mit dem Kopf durch die Wand.
Die Gäste gaben sich nicht auf und erkämpften in der letzen Aktion ihren hochverdienten Ehrenversuch. Davor hatte sich Topscorer Jaco Otto nochmals über die Linie gekämpft.
Das klare Ergebnis täuschte darüber hinweg, dass die Partie mehrfach hätte kippen können. Aber was spielerisch und systembedingt diesmal nicht gelingen wollte, schaffte der TSV über eisenharte Defensive und Kampfgeist. Auch das berühmte Löwenherz ist eben eine Qualität – und die gab diesmal den Ausschlag.
So spielten die Löwen:
TSV Handschuhsheim – Offenbacher SCR 44:13 (20:6), TSV: Heising – Korn, Coetzee, Nkosi, Tomu – Bechtel, Schäfer – Otto, Renc, T. Frauenfeld – Williams, Kamkwindo – Martel, Krinn, Schüle; eingewechselt: Chandler, Rosenthal, Bender, Tanner, P. Frauenfeld, de Giacomoni, Gando.
Schiedsrichter: Jahn; Zuschauer: 300; Punkte: 0:3 (8.) Straftritt Esposti; 3:3 (12.) S Nkosi; 3:6 (16.) S Esposti; 10:6 (22.) Versuch Martel + Erhöhung Nkosi; 17:6 (33.) V Coetzee + E Nkosi; 20:6 (39.) S Nkosi; 27:6 (60.) V Renc + E Nkosi; 30:6 (64.) S Nkosi; 37:6 (71.) V Gando + E Nkosi; 44:6 (75.) V Otto + E Nkosi; 44:13 (80.) V Sayson + E Esposti; Zeitstrafen: Schüle (55.)/Felbinger (12.), Goupil (35.); Platzverweis: Kamkwindo (5.).